Corona-Krise stärkt Vertrauen in Arbeitgebende und spitzt Geschlechterungleichheit zu

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Die Arbeitsbedingungen in der Schweiz werden in der Corona-Krise besser bewertet als in den Jahren davor. Gesundheitliche Belastungen wurden vermindert und das Homeoffice förderte das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden. Allerdings kommen diese Verbesserungen Frauen und Männer unterschiedlich zugute.

Die Corona-Pandemie veränderte die Arbeitswelt stark. Aufgrund der getroffenen Massnahmen brachen in Gastronomie, Kultur, Detailhandel und Verkehr die Absatzmärkte zusammen, während im Bereich Pharma, Gesundheitswesen, IT & Kommunikation sich Innovationsfenster öffneten. In vielen Branchen veränderte sich mit der Homeoffice-Pflicht die Art der Zusammenarbeit. Es wurden auf einmal digitale Technologien genutzt, die sich zuvor während Jahren nicht durchsetzen konnten. Gleichzeitig unterstützte der Staat die Wirtschaft mit Kurzarbeitsentschädigungen und Erwerbsersatzzahlungen.

Das in Kooperation mit Travail.Suisse erhobene «Barometer Gute Arbeit 2021» widmet sich daher der Frage, inwiefern sich die Arbeitsbedingungen in der Schweiz durch die Corona-Krise verändert haben. Dafür wurde eine repräsentative Stichprobe von rund 1’500 Personen zwischen 16 und 64 Jahren befragt. Während die allgemeine Lebenszufriedenheit in der Schweiz im Jahr 2021 abnahm, ist die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen signifikant gestiegen.

Homeoffice verlangte Vertrauen

Gegenüber dem Referenzjahr 2017 können fast nur positive Veränderungen festgestellt werden. Alle drei Dimensionen «Motivation», «Sicherheit» und «Gesundheit» werden 2021 signifikant besser bewertet. So haben der Sinn der Arbeit und die Wertschätzung zugenommen, ebenso wie die Gestaltbarkeit und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Perspektive auf dem Arbeitsmarkt hat sich ebenfalls verbessert und im gesundheitlichen Bereich haben die Belastungen abgenommen sowie die Entlastungsmöglichkeiten zugenommen.

Die grösste Veränderung kann beim Präsentismus beobachtet werden, einer für den Schweizer Arbeitsmarkt typischen Belastung. Das entsprechende Kriterium wurde in den Jahren 2020 und 2021 um 10% besser beurteilt als noch 2017, was vor dem Hintergrund der Massnahmen zur Pandemieprävention und der Sensibilisierung der Arbeitnehmenden plausibel erscheint. Ähnlich stark verbesserte sich die Bewertung der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Auch die Störung durch Umwelteinflüsse wird besser bewertet, was mit der vermehrten Ruhe im Homeoffice erklärt werden kann. Von den 40% der Arbeitnehmenden, die zumindest teilweise im Homeoffice tätig waren, möchten 85% dies nach der Pandemie beibehalten, mehrheitlich aber in geringerem Ausmass.

Das Vertrauen in die Arbeitgebenden nahm während der Krise zu. Diese wurden vermehrt als fair, vertrauensvoll und unterstützend wahrgenommen. Das könnte auf das gegenseitig nötige Vertrauen im Homeoffice zurückzuführen sein, aber auch auf die Möglichkeiten der Kurzarbeit sowie auf die Tatsache, dass bei rund der Hälfte die Kurzarbeitsentschädigung von 80% auf 100% des Lohns aufgestockt wurde. Dies spiegelt sich auch in der deutlich stärker wahrgenommenen Wertschätzung wider.

Frauen profitierten wenig von den positiven Entwicklungen

Insgesamt bestätigt sich im zweiten Jahr der Pandemie die positive Perspektive auf den Arbeitsmarkt. Die Krise mobilisierte private und staatliche Unterstützung und setzte Innovationskräfte frei. Exemplarisch dafür ist etwa, dass die Angst vor einem Jobverlust aufgrund der Digitalisierung stark gesunken ist. Aufgrund der vermehrten Anwendung digitaler Lösungen schätzen nur noch knapp 10% der Arbeitnehmenden, dass ihr Job in zehn Jahren durch die Informationstechnologie ersetzt werden könnte. Vor der Krise waren es noch 14%. Jedoch beziehen sich diese Ergebnisse auf Erwerbstätige. Eine Studie der ETH, welche dagegen die Situation von Erwerbslosen miteinbezog, kam zum Schluss, dass die ökonomische Ungleichheit in der Schweiz während der Corona-Krise zugenommen hat.

Die verbesserte Qualität der Arbeitsbedingungen ist ungleich auf die Geschlechter verteilt. Während Frauen die Arbeitsbedingungen im Jahr 2021 als belastender wahrnahmen, nahmen Männer während der Krise eine Entlastung wahr. Vor allem Männer sahen einen Sinnzuwachs und neu eröffnete Perspektiven am Arbeitsplatz. Zudem sind Frauen weiterhin unzufriedener mit ihrem Einkommen. Es ist also weiterhin notwendig, die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Dazu braucht es Massnahmen in den Bereichen Lohngleichheit, Lohntransparenz, genderunabhängige Aufstiegschancen, Vaterschaftsurlaub sowie Vereinbarkeit von Arbeit und Betreuung von Angehörigen.

 


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