Palliative Care in Basel-Landschaft: Weit fortgeschritten und doch erst am Anfang

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Foto: istock.com/FredFroese

Im Kanton Basel-Landschaft ist die Versorgung am Lebensende mit Palliative Care dank einem der ältesten Hospize der Schweiz in gewissen Bereichen hervorragend. Trotzdem steht man mit der Umsetzung des kantonalen Konzepts noch ganz am Anfang, wie eine Evaluation der BFH im Auftrag des Amts für Gesundheit zeigt.

Am Lebensende möglichst gut versorgt sein, wer möchte das nicht? Was nach einer Selbstverständlichkeit klingt, ist keineswegs Realität. Gute Versorgung bedeutet, dass Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung umfassend beraten, begleitet, betreut und gepflegt sind. Am Lebensende stellen sich aber gesundheitliche sowie soziale Fragen. Und da die Aufgaben im Schweizer Gesundheits- und Sozialwesen auf viele, oftmals schlecht koordinierte Organisationen verteilt sind, erhalten schwerkranke Menschen – wenn überhaupt – nur partiell Palliative-Care-Dienstleistungen. Jedenfalls war das bis vor zehn Jahren fast überall in der Schweiz so.

Im Rahmen der Nationalen Strategie Palliative Care 2010 bis 2015 forderten der Bund und die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz die Kantone auf, Palliative Care in den kantonalen Gesundheitssystemen zu verankern. Im Jahr 2016 kam Basel-Landschaft der Forderung als einer der letzten Kantone nach. In seinem Konzept legte er Massnahmen in den Bereichen Sensibilisierung von Öffentlichkeit und Fachpersonen, Verbesserung der Versorgungsstrukturen sowie Weiter- und Fortbildung fest. Mit der Evaluation der Umsetzung wurde das Institut Alter der Berner Fachhochschule BFH beauftragt.

Herausragenden Resultate

Die Evaluation sollte prüfen, ob sich die geplanten Ziele mit den vorhandenen Ressourcen umsetzen liessen. Sie betrachtete daher die Tätigkeiten, die vom Kanton in den Jahren 2017 bis 2019 mit jährlich rund CHF 50’000 finanziert wurden. Diese Mittel verteilten sich erstens auf die neu eingerichtete Informationsstelle Palliative Care im Hospiz im Park, zweitens auf die vom Verein palliative bs+bl betriebene Sensibilisierungsarbeit in Basel-Stadt und Basel-Landschaft und drittens auf die vom Kanton durchgeführte Vernetzungskonferenz.

Die Tätigkeiten der Informationsstelle führten innert kurzer Zeit bereits zu aussergewöhnlichen Resultaten. So betraf die Mehrzahl der behandelten Fälle Menschen mit Gebrechlichkeit, die an ihrem hohen Alter litten, eine schwierig erreichbare Zielgruppe im Langzeitpflegebereich. Üblicherweise profitieren von Palliative-Care-Dienstleistungen vorwiegend Tumor-Patientinnen und -patienten.

Zudem stammte ein Drittel der Anfragen an die Informationsstelle von Fachpersonen, besonders von Hausärztinnen und -ärzten. Dies stellt ein Erfolg dar, da die Hausarztmedizin eine Schlüsselstellung in der Versorgung von Menschen am Lebensende einnimmt. Das ursprüngliche Konzept rechnete mit einem geringen Interesse und hatte daher betroffene Menschen und Angehörige als Zielgruppe im Blick.

Bedarf übersteigt die Ressourcen

Ohne die jahrelange Erfahrung der Klinik Hospiz im Park wären die herausragenden Resultate der Informationsstelle wohl kaum möglich gewesen. Die Palliative-Care-Klinik für Menschen mit unheilbaren Erkrankungen in Arlesheim gehörte zu den ersten der Schweiz. Sie öffnete vor bald 25 Jahren ihre Türen, stellt heute zehn Zimmer für zehn Personen bereit und verfügt über ein multidisziplinäres, interprofessionelles Team. Die Informationsstelle ist im Hospiz im Park eingebettet und kann von der langjährigen Aufbau- und der engen Zusammenarbeit profitieren.

Trotzdem steht man in Basel-Landschaft noch ganz am Anfang. Die Umsetzung des Palliative-Care-Konzepts begann erst vor drei Jahren und mit einem bescheidenen Mitteleinsatz. Wie eine Zufriedenheitsbefragung an der Vernetzungskonferenz zeigt, wünschen sich viele Akteurinnen und Akteure im Bereich Palliative Care ein umfassenderes Engagement des Kantons. Nur die Hälfte der Befragten war zufrieden oder mehrheitlich zufrieden mit dem Stand der Umsetzung.

So wurde bei allen drei Evaluationsobjekten – bei der Informationsstelle, bei palliative bs+bl und bei der Vernetzungskonferenz – mehrfach darauf hingewiesen, dass der bestehende Bedarf von Palliativpatientinnen und -patienten viel grösser sei, als im Konzept Ressourcen vorgesehen. Diese Aussage gilt vor allem für den Langzeitbereich, sie gilt aber auch für die öffentliche Sensibilisierung. Bei den Befragten war der Wunsch gross, mehr Menschen den Zugang zu Palliative Care zu ermöglichen. Und die Antworten zeigten auch, dass vielfältige Ideen vorhanden wären, wie dies erreicht werden könnte.

 


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